Über die unsinnige Frage, ob sich Banken oder Fintechs durchsetzen

1. Die Frage, ob sich Banken oder Fintechs im Markt durchsetzen werden, ist die falsche Frage. Banken als lizenzierte Institutionen sind nicht verdrängbar (was nicht für die Banken als einzelne Unternehmen gilt). Deshalb ist die Frage eher: Werden die Banken von heute die Banken von morgen sein und wie sehen diese aus? Oder anders: Welche Fintechs werden Banken und welche Banken werden partiell zu Fintechs (oft wird diese Frage übrigens aus einer verengten Perspektive auf Retail-Fintechs gestellt)?

2. Finance ist eher ein reguliertes, sich gerade veränderndes Ecosystem als ein freier Markt. Banken haben in diesem System eine Doppelfunktion als Ressource und Akteure. Ihre Ressource heißt „Regulierungsschirm“. Viele Fintechs benötigen diese Ressource, um zu gedeihen.

3. Die Beziehung zwischen Banken und Fintech-Startups ist hybrid kooperativ-konkurrierend.

4. Fintechs stoßen in Ecosystem-Nischen, die Banken nicht erreichen:

  • Sie erschließen Geschäftspotenziale, die regulierten Banken nicht oder nur schwer zugänglich sind.
  • Sie übernehmen Risiken oder „bieten“ Risiken (und damit Renditen), die Banken aufgrund ihrer gesamtwirtschaftlichen Funktion nicht übernehmen sollen (Too Bank to fail …)
  • Sie nutzen Technologien, die Banken aufgrund ihrer Legacy-IT nicht zur Verfügung stehen.
  • Sie nutzen Geschwindigkeitsvorteile in der Umsetzung von Innovationen und der Entwicklung von Produkten, die Banken aufgrund regulativer und konzerninterner Bremsen nicht erreichen können.

5. Fintechs sind für Banken Konkurrenten, Partner, Teil, Kunden und Dienstleister.

6. Manchmal und wahrscheinlich immer öfter sind Fintechs Banken.

7. Die Ankunft der Fintechs im Ecosystem Finance verlangt von den Banken, dass sie sich anpassen, um die durch sie beschleunigte Evolution in der Industrie zu überleben und ihr Bank-Sein nicht an neue Finance-Spezies zu verlieren. Fintechs sind (Über-) Träger der evolutionären Treiber in der Finanzindustrie:

  • Kapital, das VC über Fintechs in die Branche pumpen
  • Exponentielle technologische Entwicklung: Digitalisierung, Blockchain, Machin Learning etc.
  • Verändertes Kundenverhalten: Mobility, Einfachheit, Design etc. (das ist die Spielwiese der Retail-Fintechs)

8. Entscheidend ist nicht, ob Banken mit Fintechs kooperieren oder nicht, sondern, ob sie sich genügend schnell ändern können, um der beschleunigten Evolution der Industrie folgen zu können. Kooperation mit Fintechs ist eine Möglichkeit, das Tempo mitgehen zu können.

9. Als Ressourcen im Finanz-Ecosystem können die Altbanken Sub-Ecosysteme durch Plattformstrategien etablieren und damit langfristig ihre Existenz sichern.

  • Als Business-Plattformen nach dem Uber- und Airbnb-Modell bündeln sie als „Banking-Layer“ Fintech- und eigene Angebote, um ihren Kunden innovative und traditionelle Finanzprodukte als im Kundensinne regulierte Banken integriert anzubieten (Rebundling Banking).
  • Als Technologie-Plattformen agieren Banken wie die großen Software-Unternehmen Oracle, Salesforce, SAP oder auch Apple mit App-Store, die ihre Systeme über Schnittstellen anbieten, damit Partnerunternehmen dafür „Mehrwert-Anwendungen“ entwickeln. Die Bank-as-Service bietet Fintechs in diesem Sinne eine vollregulierte Technologie-Plattform für ihre Geschäftsmodell- und Produkt-Entwicklung an.

10. “Incumbent institutions will employ parallel strategies; aggressively competing with new entrants while also leveraging legacy assets to provide those same new entrants with infrastructure and access to services.” [World Economic Forum: The Future of Financial Services – How disruptive innovations are reshaping the way financial services are structured, provisioned and consumed]

Fintech-Herbsttour: Konferenzen, Vorträge und Podiumsdiskussionen zum Stand der Dinge

Die Fintech-Herbstsaison hat spätestens mit der Handelsblatt-Konferenz am 2. und 3. September begonnen.  Dort durfte ich mit Dr. Alexander Kihm von fairr.de in der Future Banking Lounge die Sutor Startup-Plattform und die Kooperation zwischen Fairr.de und Sutor Bank vorstellen. In dieser Woche geht die Tournee bis in den November hinein weiter mit diesen Veranstaltungen:

Finovate, New York, 16./17. September. Teilnehmer: Die älteste und größte Fintech-Show gastiert im Herbst regelmäßig im Herzen der US-Hochfinanz (allerdings in Midtown, nicht in Downtown). Mal schauen, ob es Disruptiv-Innovatives bei den 72 7-Minunten-Shows zu sehen gibt. Die letzten Ausgaben waren eher Technologie-Anbieter-Präsentationen als Startup-Pitches.

Finance 2.0|Crypto: Cryptocurrencies & Blockchain – The Start of a Revolution? Zürich, 23. September. Leider keine Teilnehmer. Der älteste Schweizer-Fintech-Konferenz widmet sich diesmal dem Thema Bitcoin bzw. Blockchain und den sich abzeichnenden Umwälzungen für die Finanzwirtschaft, die diese Technologien auslösen werden. Ich wäre gerne dabei, aber zeitgleich findet in Hamburger Startups@Reeperbahn statt, sponsored by Sutor Bank.

FintechForum DACH InvestTech, London, 25. September, Teilnehmer: Das FintechForum DACH ist mit dem Spezialthema Investment-Tech nach London gezogen. In der Canary Wharf pitchen überwiegend Startups aus Deutschland vor hoffentlich zahlreichen UK-Investoren.

Banking & Fintech-Konferenz Wealth Management 2020, Berlin, 1. Oktober. Teilnehmer. Auf der Einladung der Berlin School of Digital Business treffen sich Startups und Banken, um über die Zukunft von Vermögensberatung, Vermögensverwaltung und Asset Management mit Design-Thinking-Methoden nachzudenken und zu diskutieren; ein Vortrags-Workshop-Mix.

FinMeetsTech, Frankfurt, 6. Oktober. Moderation Paneldiskussion. Hier treffen Fintech-Gründer auf Experten und Investoren, die bei der Entwicklung und beim Schärfen von Geschäftsmodellen unterstützen. Ich moderieren die Paneldiskussion mit dem Thema „FINTECH 205 – Nachhaltiger Trend oder doch eine Blase?“

DVAF Fintech Forum, Frankfurt, 27. Oktober. Impulsvortrag zum Thema Payment, Moderation des Payment-Tracks. Das Fintech Forum hat zum Ziel, Investment-Professionals auf den Stand der Fintech-Dinge zu bringen. In den Tracks zu Payment, Lending und Investing treten Startups zum Beauty-Contest an.

Finanzdienstleister der nächsten Generation, Hamburg, 11.  November. Referent: Vortrag zu Banken-Fintech-Kooperationen gemeinsam mit FinReach. Sutor-Bank-Geschäftsleiter Robert Freitag nimmt als Banken-Vertreter an der abschließenden Podiumsdiskussion teil.  Der deutsche Klassiker unter den deutschen Fintech-Konferenzen, sie findet seit 2013 jeweils in Frankfurt und Hamburg statt, bietet ein Vortrags-Line-Up mit Bänkern, Gründern und Dienstleistern. FintechForum DACH, Frankfurt, 19. November. Beteiligung klärt sich noch.  Die kleine, aber feine Veranstaltung, auch ein Klassiker im Fintech-Kalender, ist ein reiner Pitch- und Panel-Event. Es geht „pure“ um Fintech-Startups und Investitionen.

Euro Finance Tech, 19. November, Frankfurt. Teilnahme noch in der Klärung.  Die neue Fintech-Veranstaltung findet innerhalb der etablierten Euro Finance Week statt. Der Anspruch: „Europe’s meeting point for fintechs, banks, investors and regulators.“ Wahrscheinlich gibt es noch einige etabliertere Fintech-Treffpunkte, aber wir sind gespannt.

Rethinking Banking, 26./27. November, Frankfurt,  Referent: Banken und Fintechs  – Co-opetition statt Konfrontation,  Vortrag zu Banken-Startup-Kooperationen. Wie sieht die Bank der Zukunft aus. Eine Hybrid-Konferenz mit Vorträgen und aktiven Workshops. Ich halte einen Vortrag zu Banken-Fintech-Kooperationen.

Kreditech Is Fintech Startup of the Year –– Fintech Summit in Hamburg

During the award ceremony „Fintech Startup of the Year 2014“
for the winner Kreditech  a06622750 true fintech summit took place at the Hamburg Sutor Bank. The expert jury, journalists and sponsors met to discuss the latest developments in the fintech area.

The competition “Fintech Startup of the Year 2014” was initiated by the industry blog  http://paymentandbanking.com, that is published by fintech founder and expert André M. Bajorat.  The election of the winner took place in December 2014 in two phases: by public election and a consecutive expert jury decision. (www.fintech-des-jahres.de).

Fintech Startup of the Year 2014

The expert jury and Sebastian Diemer, the CEO of Kreditech, fintech startup of the year 2014

The winner of the public election was the mobile payment startup Cashcloud. Whereas the expert jury designated Kreditech as the overall winner out of the public’s top ten list. The company issues loans based on a proprietary scoring using big data methods. The jury was impressed by Kreditech’s international strategy, its data driven technology and its success amid international investors.

Voices and Quotes on the Fintech Startup of the Year

Robert Freitag, owner and managing director of the Sutor Bank, explained why Sutor Bank took over the hosting of the award ceremony: „Fintech startups are potential partners for us. We like to work together with startups because we see great opportunities in these cooperations. Therefore, we launched the Sutor Startup Platform. This platform provides new entrants with the technology and the services that only a fully regulated bank can offer. And this is why we promote initiatives to propel the change in the finance industry whenever we are able and it seems worthwhile.”

André M. Bajorat, managing director of the banking API provider Figo, explained his motivation in his introductory statement to initiate the competition: „The visibility of the German fintech community as a whole is not strong enough. With the competition „Fintech of the Year“ I wanted to kick off an action that gives the community a common stage. I am very happy that a lot of important fintech players are meeting here at the award ceremony for the first time.“

Sebastian Diemer, CEO of the winner Kreditech, thanked for the award and explained his vision: „We asked ourselves early, why big companies like Paypal, Google, Facebook etc. have been evolving in the US only and not in Europe or specially in Germany. We have the vision to build a data driven company that will be able to play in the world league  – the award shows that we are on a good a way.“

Jochen Siegert, CEO of the fintech company builder Finleap, depicted the opportunities for next-finance-focused company builders: “In the finance industry there are many inefficiencies within the value chain as well as not satisfied customer needs. These can be eliminated or satisfied by startups. With the new companies that Finleap is founding, we are concentrated on exactly these issues.

Chris Berger, CEO of Bee One, the innovation lab of Austrian Erster Bank Group, introduced the banking app George that was recently launched with a huge success in his home country: „The whole development process of the app George, an autopilot for modern banking, showed, that also banks are able to develop innovations when they use agile methods – even though this is not easy within a big bank.“

 

Kreditech ist Fintech-Startup des Jahres 2014 – Fintech-Gipfeltreffen in Hamburg

Zur Preisverleihung „Fintech Startup des Jahres 2014“ 
an das Big-Data-06622750UnternehmenKreditech fand jetzt ein „Fintech-Gipfeltreffen“ in der Hamburger Sutor Bank statt.  In der Hansestadt trafen sich die Experten-Jury, Medienvertreter und Sponsoren, um durch einige Impulsvorträge befruchtet, über den Stand der Fintech-Dinge zu diskutieren.

Initiiert vom Branchenblog http://paymentandbanking.com des Fintech-Gründers André M. Bajorat, fand im Dezember 2014 die Wahl zum Fintech Startup des Jahres statt. Nach einer Publikums- und Expertenabstimmung gewann Kreditech den Gesamttitel Fintech Startup des Jahres.

Sieger der Publikumsauswahl war das Mobile-Payment-Unternehmen Cashcloud. Aus den Top-Ten der Publikumswahl bestimmte die Experten-Jury Kreditech als Gesamtsieger. Das Unternehmen vergibt Kredite auf der Basis eines selbst entwickelten Big-Data-Verfahrens, mit dem die Kreditwürdigkeit von Kunden bestimmt wird. Kreditech beeindruckte die Jury unter anderem wegen ihres internationalen Ansatzes, der datenbasierten Technologie und dem Erfolg bei internationalen Investoren.

sutor-klein

Die Experten-Jury, die das “Fintech Startup des Jahres” gewählt hat und der Gewinne Kreditech, vertreten durch CEO Sebastian Diemer

Stimmen zur Preisverleihung Fintech Startup des Jahres

André M. Bajorat, Geschäftsführer des Banken-API-Anbieters Figo, erläuterte in seinem Eingangsstatement, welche Motivation hinter der Organisation der Wahl stand: „Die deutsche Fintech-Szene wird als Ganzes noch zu wenig wahrgenommen. Mit der Wahl des Fintech Startups des Jahres wollte ich eine Aktion anstoßen, die der ‚Community’ ein gemeinsames Aktionsfeld bietet. Besonders freue ich mich, dass sich zur Preisverleihung viele Akteure zum ersten Mal persönlich getroffen haben, die sonst nur voneinander lesen oder hören.“

Sebastian Diemer, Geschäftsführer des Siegers Kreditech, bedankte sich bei der Jury für den Preis und erläuterte seine Vision: „Wir haben uns früh gefragt, warum entstehen große Unternehmen wie Paypal, Google, Facebook etc. immer nur in den USA? Wir haben die Vision, mit Kreditech ein technologiegetriebenes Unternehmen aufzubauen, das in der Weltliga mitspielen kann. Die jüngste Entwicklung – und dazu gehört auch die Auszeichnung zum Fintech Startup des Jahres – zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Jochen Siegert, Gründungsgeschäftsführer des Fintech-Company-Builders Finleap, zeigte die Chancen auf, die sich im Next-Finance-Kontext mit einem Company Builder erschließen lassen: „In der Finanzbranche gibt es an vielen Stellen Ineffizienzen und unbefriedigte Kundenbedürfnisse, die sich mit Startups beseitigen bzw. befriedigen lassen. Mit den neuen Unternehmen, die Finleap gründet, konzentrieren wir uns genau auf diese Themen.“

Chris Berger, Geschäftsführer der BeeOne, dem digitalen Innovationslab der Erste Bank-Gruppe, stellte in Hamburg mit George (http://www.mygeorged.at) das neue Onlinebanking der Ersten Bank vor, das kürzlich in Österreich mit großem Erfolg eingeführt wurde: „Der ganze Entwicklungsprozess von George, dem persönlichen Autopilot für das moderne Banking, zeigt, dass auch Banken mit agilen Methoden Innovationen entwickeln können – auch wenn das in einem großen Konzern nicht einfach ist.“

Robert Freitag, geschäftsführender Gesellschafter der Sutor Bank, erläuterte, warum die Sutor Bank als Gastgeber der Preisverleihung die Wahl zum Fintech Startup des Jahres unterstützt: „Fintech Startups sind für uns potenzielle Partner, mit denen wir auf der Basis unserer Startup-Plattform gerne kooperieren. Deshalb fördern wir, wo immer wir können und es sinnvoll ist, Initiativen, die den Wandel im Finanzbereich vorantreiben.“

Finovate London: Fintech reift und ist nicht mehr ganz so sexy

Die Besucher und Beobachter der Finovate Europe
2015 waren sich weitgehend einig:  Die europebtn_ovgroßen, disruptiven Innovationen waren nicht zu sehen. Eher ging es um schönere Oberflächen (UX), einfachere Customer-Onboarding-Lösungen, Dashboards für Investoren und Berater usw. Startups waren unter den Präsentatoren auch eher selten. Die Mehrzahl der Präsentatoren  stellten Lösungen von etablierten Technologie-und Service-Anbieter vor,  die sich  hauptsächlich an Banken richten.

Woran liegt es, dass auf der größten Fintech-Innovationsschau nur noch inkrementelle Innovationen zu sehen sind und was ist daraus zu schließen? Dazu einige Gedanken:

Event-Explosion

Startups haben heute mehr Möglichkeiten, ihre Pitches vorzutragen, als sie überhaupt wahrnehmen können. Das war vor zwei Jahren noch anders. Sie können fast jede Woche irgendwo vor Investoren antreten, wenn sie dies wollten, und sind nicht mehr darauf angewiesen, die Antrittsgelder für die Finovate zu zahlen. Diese Innovationsquelle fehlt der Finovate.

Ideen-Reife

Schon im letzten Jahr hat der Economist die rasende Fintech-Startup-Vermehrung als den „kambrischen Moment“ für diese Art von Unternehmensgründungen beschrieben. Damit sind auch vielleicht 90 Prozent potenzielle Fintech-Ideen auf dem Tisch. Was heute entsteht, sind Weiterentwicklungen und Variationen der Ur-Ideen. Und wer regelmäßig die Finovate besucht, hat dann eben alles schon mal gesehen. Fintech reift und wird weniger produktiv.

Hohe Investitionen in Fintech und wenige Fintech-Innovationen sind kein Widerspruch. Sie sind ein weiteres Zeichen des Reifeprozesses. Die Investitionen summieren sich deshalb zu so hohen Summen, weil viele Fintechs schon bei der zweiten und dritten Finanzierungsrunde sind und mit entsprechend hohen Summen ausgestattet werden.

Innovationsgewöhnung und -perspektive

Die allgemeine „Innovationshöhe“ bei der Finovate ist immer noch hoch. Meint: Wenn Insider einen Innovationsmangel beklagen, darf man nicht vergessen, dass aus der Perspektive des Banken-Alltags alles auf der Finovate Vorgestellte hoch-innovativ ist.

Bitcoin als Innovation?

Erstmals waren auf der Finovate Bitcoin-Startups am Start – und sie gehörten zu den innovativsten und erfrischendensten Präsentatoren. Das zeigt zweierlei: Bitcoin setzt sich weiter durch (auch Ripple-Anwendungen wurden übrigens gezeigt). Und wieder: Die Finvote ist nicht mehr die ersten Innovationsarena. Bitbond beispielsweise hat bereits mehrmals öffentlich gepitcht.

Fazit: Es gibt andere Events, aber die Finovate lohnt sich noch

Fazit: Die Startup-Innovationen sind heute eher auf anderen Veranstaltungen wie der Exec I/O Finance und oder dem Fintech Forum DACH zu sehen. Wer sich über den Fintech-Stand der Dinge informieren möchte, der ist bei der Finovate immer noch auf der richtigen Veranstaltung. Und ich bin wieder gerne dort.

Finovate New York vs. Finovate London

Noch eine Nebenbemerkung: Finovate ist nicht gleich Finovate. So gibt es einen großen thematischen Unterschied zwischen der Finovate in New York und in London. In New York gab es einen klaren Schwerpunkt rund die Themen Anlegen, Investieren und Beraten. London war beherrscht von den Bank-operativen Themen wie Onboarding, Know Your Customer, Omnichannel-Banking, Payment in allen Variationen. Je nach Ausrichtung ist deshalb New York die bessere Finovate-Wahl.

 

Die verspätete Finance-Digitalisierung: Vier Banken-Strategien für den Umgang mit Fintechs

Die Finanzbranche bewegt sich durch ihre verspätete Digitalisierung. Technologie-getriebene Startups – Fintechs – sind an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette zugange, um Prozesse aus der Kundenperspektive digital zu optimieren und darauf basierende digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die großen Web-Vier Google, Apple, Amazon und Facebook experimentieren ebenfalls mit Finanzservices, haben bzw. beantragen Banklizenzen.

Die Digitalisierung der Finanzbranche hat sich verspätet und verläuft zudem anders als in anderen Branchen, vor allem aus einem Grund: Regulierung. Finance Startups lassen sich nicht mal eben so von einigen technisch versierten Nerds mit guten Ideen nach den Bauanleitungen aus „Lean Startup“ und „Business Model Generation“ von Alex Osterwald unter dem Arm gründen.

Die Regulierung macht aus Banken mehr als einfache Unternehmen. Sie sind Institutionen, die sich nicht einfach wegdigitalisieren lassen, wie der stationäre Handel durch den E-Commerce oder traditionelle Medien durch Content-Websites.

In nahezu allen Zahlungs-, Anlage- und Kreditprozessen bleibt eine Bank an irgendeiner Stelle notwendig. Für Fintechs bedeutet dies: Entweder arbeiten sie mit einer Bank zusammen oder sie werden selbst zu einer Bank. Letzteres ist aufgrund der hohen Hürden, die für eine Banklizenz zu nehmen sind, für Startups kaum möglich (auch wenn es dafür inzwischen Beispiele in Deutschland gibt). Den großen Web-Vier und anderen großen Playern wie Paypal steht dieser Weg allerdings offen. Sowohl Google als auch Facebook haben bereits europäische Banklizenzen oder stehen kurz davor, sie zu erhalten.

(Insofern war Bill Gates Statement „We need banking, but no banks“ zu kurz gegriffen. Vielleicht ist die umgekehrte Aussage sogar näher an der Realität: „We need banks, but no banking“ im Sinne von eine Geschäftsbeziehung mit einer Bank unterhalten.)

Bankenstrategien

Aus dem Druck der Fintechs auf die Banken-Geschäftsmodelle einerseits und dem Kooperationszwang für die Fintechs andererseits ergeben sich für Banken vier „Normstrategien“, um bei der Finanz-Digitalisierung nicht das gleiche Schicksal wie (Zeitungs-) Verlage, Musik-Labels oder Buchhandelsketten zu erleiden:

– Sie entwickeln sich zu Backends für Fintechs (Backend-Option)
– Sie investieren in Fintechs (Investing-Option)
– Sie entwickeln eigene Fintech-Angebote (Build-Option)
– Sie arbeiten mit Fintechs als Dienstleister zusammen (Integration-Option)

Die Grenzen zwischen den Strategieoptionen sind in der Realität nicht trennscharf. Zudem lassen sie sich zum Teil auch parallel verfolgen. Aber jede hat eigene Vor- und Nachteile und erfordert spezifische „mentale“, organisatorische und technische Voraussetzungen.

Weiterlesen

Robo Advisors – vernünftige Anlage-Strategien, aber keine Beratung

Das Geschäftsmodell Robo Advice erfreut sich auch in Deutschland inzwischen wachsender Beliebtheit. Nach den Vorbildern von Betterment und Wealthfront in den USA empfehlen sie ihren Kunden auf der Basis von individuellen Risiko-Ziel-Profilen Investmentportfolios, die sie selbst oder über Bankenpartner anbieten.

Die neuen Robo Advisors

In den letzten 12 Monaten sind in Deutschland mindestens diese Robo Advisors an den Start gegangen (in Klammern: Bank, die bei Nicht-Banken-Startups das Investment-Management übernimmt):

  • Cashboard, Startup, automatisierte Beratung & Investmentangebot (Augsburger Aktienbank)
  • ComDirect, Bank, automatisierte Beratung & Investmentangebot
  • Easyfolio, Startup, automatisierte Beratung & Investmentangebot (Mischfonds-ETF)
  • Financescout24, Online-Plattform mit neuem Robo-Advise-Angebot, automatisierte Beratung & Investmentangebot (eBase)
  • JustETF, Startup, nur automatisierte Beratung
  • Quirion, Bank-Tochter, automatisierte Beratung und Investmentangebot (Quirin Bank)
  • Sutor Bank, Bank, automatisierte Beratung und Investmentangebot
  • Vaamo, Startup, automatisierte Beratung und Investmentangebot (Frankfurter Fondsbank)

So, wie sie sich im Detail unterscheiden, gleichen sich die Robo Advisors in der grundsätzlichen Funktionsweise: Dem potenziellen Kunden werden eine Reihe von Fragen zu seiner Risikobereitschaft, seinen Zielen und seinen finanziellen Verhältnissen (das schon eher selten) gestellt, um ein Risiko-Ziel-Profil zu erstellen. Im zweiten Schritt wird ihm ein für sein Profil passendes Anlageportfolio vorgeschlagen. In der Regel enthalten diese Portfolios passive Aktien- und Rentenfonds, die je nach Profil in einem unterschiedlichen Verhältnis gemixt sind. Typisch sind Standard-Portfolios mit den Aktien-Renten-Verhältnissen 25:75, 50:50, 75:25, 100:0.  Einige Anbieter mischen noch weitere Anlageklassen wie Rohstoffe oder Immobilien bei. Die Gebühren der Robo Advisors liegen meist zwischen 0,3 und ein Prozent des Anlagevermögens, nur wenige Ausreißer liegen darüber.

Vernünftige Anlagestrategien mit passiven Fondsportfolios

Auf der Investmentseite bieten alle Robo Advisors vernünftige, sehr ähnliche Anlagestrategien zu überschaubaren Kosten. Wenn man ein Anhänger passiver Anlagestrategien ist, kann man nicht viel falsch machen. Von der Beratungsleistung kann man dies nicht sagen: Eine wirkliche Beratung des Anlegers findet durchgängig nicht statt – weder inhaltlich noch im rechtlichen Sinne (das gilt übrigens auch für die US-Vorbilder).

Robo Advisors beraten nicht – sollen sie manchmal auch nicht

Inhaltlich bohren die Fragen nicht tief genug, um aus den Antworten ein fundiertes Profil hinsichtlich Risikobereitschaft, -tragfähigkeit und -wahrnehmung abzuleiten. Ohne dieses Profil kann eine tatsächlich individuelle Asset-Allokation jedoch nicht erstellt werden (bei drei bis vier der angebotenen Standardportfolios ist das Raster ohnehin ziemlich grob). Hier scheuen es die Unternehmen, zu viele und zu tiefgehende Fragen zu stellen, um potenzielle Anleger nicht im Profiling-Prozess zu verlieren.

Lieber Execution only statt Beratung – wie man die Geeignetheitsprüfung vermeidet

Vor allem die Nicht-Banken-Startups unter den Robo Advisors – Cashboard, Easyfolio, Vaamo ­–, aber auch ComDirect lassen sich sogar durch die Annahme der AGBs bestätigen, dass sie trotz der Anlagevorschläge keine Beratung im rechtlichen Sinne erbringen. Sie ziehen sich auf einen „Execution Only“-Standpunkt zurück, behaupten also, sie würden die Wünsche des Kunden umsetzen. Sie vermeiden damit, dass sie eine Angemessenheits- und Geeignetheitsprüfung für ihre Finanzprodukte durchführen müssen, wie es sonst bei der Vermögensberatung und der Portfolioverwaltung vorgeschrieben ist. Neben dem Post-Ident-Verfahren gilt sie als einer der Haupt-Conversionskiller beim Abschluss von Finanzproduktverträgen.

Fehlende Beratung: Rendite-Verlust oder zu riskante Portfolios

Durch die fehlende oder unvollständige Beratung der Robo Advisors laufen Anleger einerseits Gefahr, Rendite zu verlieren, weil die Portfolio-Vorschläge zu konservativ sind, andererseits, dass sie bei fallenden Märkten zum falschen Zeitpunkt aussteigen, weil sie zu risikoreiche Portfolio-Empfehlungen erhalten haben.

Fazit: Bedingt Beratungsbereit – das kommt aber noch

Robo Advisors bieten heute schon transparente, kostengünstige und Experten empfohlene Anlagestrategien. Ihre Beratungskomponenten sind aber eher Marketing- und Vertriebstools als fundierte Beratung, wie sogar ihre Entwickler teilweise koinzidieren. Die Beratungsschwäche wird sich auswachsen, wenn mit intelligenten Verfahren, fundierte, aber dennoch einfache und intuitive Profilierungsverfahren entwickelt werden. Spätestens dann wird die Entscheidung zwischen einem Human und einem Robo Advisor zumindest bei weniger komplexen Vermögenslagen eher eine Typ- als eine Qualitätsfrage sein (nur am Rande: Schon heute arbeiten menschliche und maschinelle Berater zum Teil mit den gleichen Profilierungsverfahren).

Leseempfehlungen zum Thema:
Standardisierte Anlageberatung – Jetzt kommen die Roboter, von Dirk Elsner im Wall Street Journal Online

Marc Andreessen über Finance und Bitcoin: Mehr Wandel in den nächsten drei als in den letzten 20 Jahren

Im April hat Mark Andreessen Bloomberg ein Interview zur Finance-Zukunft aus der Bitcon-Perspektive gegeben, das jetzt veröffentlicht wurde. Über Twitter hat er seine Gedanken weitergeführt und die Entwicklung seit dem kommentiert. Hier seine Tweets dazu gesammelt. Der Link zum Interview steht im ersten Tweet (den kleinen Fehler der doppelten Tweets bitte ich zu entschuldigen. Der ist durch jeweilige Übernahmen der Mother Tweets entstanden).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Finovate New York – die nächsten Next-Finance-Dinge für Anlage, Sparen und Beraten

Auch auf der Finovate New York wurde nicht das nächste große Next-Finance-finovate_logoDing vorgestellt. Was sie aber von der Finovate London im Februar – aus meiner Sicht – wohltuend abhob, waren die zahlreichen Innovationen rund um die Themen automatisiertes und algorithmisiertes Anlegen, Sparen und Beraten. Hier ist man in den USA über die Robo-Advice-Ansätze, die sich in Europa gerade etablieren, schon hinaus (die gehören hier quasi schon zum erweiterten Mainstream). Deshalb hat man auf der Finovate New York weniger das Gefühl, sich in einer Endlosschleife inkrementeller Innovationen zu drehen, die PFM, Payment, Currency Transfer etc. immer nur schöner, grafischer und mobiler macht.

Gemeinsam war den präsentierten Anlage- und Beratungsansätze, dass sie vormals exklusive Strategien und Wissen für breite Kundengruppen verfügbar machen:

  • Blooom analysiert die Asset-Allokation von 401k-Rentenplänen (ähnlich wie in Deutschland Riester ein durch Steuererleichterungen staatlich gefördertes US-Rentenprogramm). Verderben zu viele Renten im Portfolio die Rendite, obwohl man noch weit weg vom Rentenalter ist, schlägt eine welkende Blume Alarm.
  • True Potential erlaubt das sehr einfache Anlegen von Mikrobeiträgen mit mobilen Geräten. Sparen wird damit zu einem alltäglichen Verhalten, das für erhebliche höhere Sparraten sorgt.
  • Mit HedgeCoVest können Anleger die Strategen der besten Hedge Fonds zu überschaubaren Kosten nachahmen. Unabhängig von der Frage, ob dies sinnvoll ist, werden damit für Privatanleger Investment-Strategien möglich, für die bisher ein hohes Eintrittsgeld zu zahlen ist.
  • Ähnliches bietet iBillionaire. Das New Yorker Unternehmen hat einen Milliardärsindex definiert und auf dieser Basis einen ETF aufgelegt. Im Index sind jeweils die 30 Aktien des S&P 500 repräsentiert, die die meisten einer Reihe von „Gurus“  im Portfolio haben.  Zumindest bislang liegt die Performance des im August gestarteten Indexfonds über dem Wertzuwachs des S&P 500. Hauptvertriebskanal für den Fonds ist die iBillionaire App, die über alle Aspekte des Index informiert, etwa über die Aktionen der analysierten Gurus oder die Entwicklung der einzelnen Aktien.
  • iQuantifi soll Familien und Millenials den Zugang zu einer fundierten, algorithmisierten Beratung bieten und zur finanziellen Fitness verhelfen. Der Robo Adviser entwickelt automatisiert zielabhängige Anlagevorschläge und zeigt auf, wie sich finanzielle Verhältnisse gegenseitig beeinflussen – ein teureres Auto etwa hat einen wesentlichen Einfluss auf das Sparziel „eigenes Haus“.
  • Vergleichbares, verbunden mit Gaming-Elementen und umfassender, bietet das schon bekannte Flexscore. Wie der Name sagt, erhält der User nach dem Ausfüllen der vielen gründlichen Analyse-Formulare einen Score, der seine finanzielle Lage repräsentiert, und Vorschläge, wie er diesen Score verbessern kann. Flexscore hat auf der Finovate eine App vorgestellt, die einen Quick Score auf Basis einiger weniger Angaben ermittelt.
  • Kapitall eröffnet einen rein spielerischen Zugang zum Kapitalmarkt. In einer gamingen Umgebung lernt der Nutzer durch Spiele und Wettbewerbe wie der Kapitalmarkt funktioniert – etwa durch das Managen von virtuellen Portfolios –, bis er so fit ist, dass er über Kapitall auch investieren kann.
  • Loyal3 bietet „Investment for all“. Über die Plattform können sehr einfach die Aktien ausgewählter Unternehmen zu sehr niedrigen Gebühren geordert werden. Selbst Sparpläne auf einzelne Aktien sind möglich.

Ansonsten war in New York alles vertreten, was man auch sonst so auf Next-finovate_crowdFinance-Veranstaltungen zu sehen bekommt: Payment, PFM, (Peer-to-Peer-) Lending für Privat- und Geschäftskunden, Konsumfinanzierung etc. Bei vielen dieser Firmen wundert man sich erstens, dass sie mit diesen Me-Too-Geschäftsmodellen, die sich immer nur durch Nuancen unterscheiden, an den Start gehen und  zweitens, dass sie zur Finovate eingeladen werden.

Eine Reihe von smarten Lösungen gab es noch für die tieferen Maschinenräume von Finance-Infrastrukturen zu sehen. Sie widmeten sich Dingen wie Workflow-Automatisierung, Big-Data-Analysen, Security und Betrugsvorsorge. Dazu an anderer Stelle vielleicht mehr.

Ein Thema fehlte übrigens auffällig: Kein Präsentator beschäftigte sich mit Bitcoins oder Cryptocurrencies im Allgemeinen. Für eine Innovationskonferenz eine  ziemlich schmerzliche Lücke …

Bleibt die Frage, lohnt sich der Sprung über den großen Teich? Die Antwort: Kommt auf den Fokus an. Wer sich, wie ich, für die Themen Anlegen, Sparen und Beraten interessiert, kommt auf seine Kosten und Inspirationen. Wer nach den nächsten großen Finance-Dingen sucht, eher nicht.

 

Next Finance: Finovate New York vs. Next Banking Europe

Wer sich um Next Finance kümmert, muss sich per Definition mit dem Nächsten befassen – dass, Natur gegeben, ja gerade nicht in der Gegenwart ist. Bleibt die Frage, wo wird das Kommende für die Finanzbranche am deutlichsten erkennbar.

Zur Auswahl standen im September gleich zwei Next-Finance-Veranstaltungen: die Next Banking Europe in Barcelona letzte Woche und die Finovate Fall in New York gerade jetzt . Weil man, außer sich auf Konferenzen rumzutreiben, ja auch noch zu arbeiten hat, musste ein Entweder-Oder-Entscheidung getroffen werden – und dies fiel zu Gunsten der Finovate Fall aus.

Warum? Schon einmal deshalb, weil aus der europäischen Perspektive das Nächste eher in den USA zu finden ist.  Zum zweiten verspricht das Format der Finovate, dass man tatsächlich Innovationen zu sehen bekommt und nicht nur darüber spricht: 72 Unternehmen vom Startup bis zum ausgewachsenen Konzern stellen ihre große und kleinen Neuentwicklungen vor. Und die Vortragstitel der Next Banking stellten eher Diskussionen in Aussicht, die bereits ausführlich geführt wurden und werden.

Ob die Entscheidung die richtige war, werden die nächsten zwei Tage und der vergleichende Austausch mit Next-Banking-Besuchern.