Robo Advice – ein Fintech-Geschäftsmodell auf dem Siegeszug?

In der Ende 2015 erschienenen zweiten Auflage des Aufsatzbandes „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ ist ein größerer Beitrag von mir zum Thema Robo-Advising erschienen. Die Einleitung ist hier nachzulesen, den gesamte Text kann man hier herunterladen:Robo Advice – ein Fintech-Geschäftsmodell auf dem Siegeszug?. Das komplette Buch gibt es im gut sortierten Buchhandel und Online.

Robo Advice – Eine Annäherung

Robo Advisors sind Finanzdienstleister der nächsten Generation par excellence. Sie haben den Anspruch, Vermögensberater und -verwalter aus Fleisch und Blut zu ersetzen. Ihr grundsätzliches, individuell variiertes Kundenversprechen: durch die intelligente Automatisierung von Beratungsprozessen  Anlagestrategien für jedermann umsetzbar machen, die bisher nur Reichen bis Superreichen offenstanden; zu Kosten und ab Anlagesummen, die weit unter denen von Privatbanken oder Vermögensverwaltern liegen. Dabei greift der Begriff Robo Advice im Sinne von automatisierter Beratung eigentlich zu kurz: Zum Standardmodell des Robo-Advice-Startups gehört nicht nur die Beratung, sondern auch der Anlageprozess, der je nach technischer Reife ebenfalls mehr oder weniger automatisiert ist.

In Deutschland startete der erste Robo Advisor Yavalu in 2012. Bereits 2013 wurde Yavalu, der zunächst ein reiner Berater war, an FinanceScout 24 verkauft. 2013 starteten die Sutor Bank und Quirin Bank (Quirion) Robo-Advice-Angebote, 2014 folgten Vaamo, Easyfolio und Cashboard. Inzwischen ist der Markt unübersichtlich geworden und neue Robo Advisors poppen im Wochentakt hoch. Für alle diese Angebote gilt: Keines konnte den Erfolg der  Vorbilder aus den USA, wo das Robo Advising „erfunden“ wurde, nur annähernd wiederholen; weder gemessen am verwalteten Vermögen (Asset under Management = AuM) noch am  eingesammelten Risikokapital.

Weltweit gesehen befindet sich der Robo-Advice-Markt in einer widersprüchlichen Situation: Vor allem in den USA und in Großbritannien gelingt es den Fintech-Startups, viele Anleger zu überzeugen. Von den 14 Milliarden Dollar, die Robo Advisors Ende 2014 verwaltet haben, sind 87 Prozent in der Obhut von US-Startups. Die erfolgreichsten von ihnen, vor allem die US-Vorreiter Betterment und Wealthfront, haben die Milliarde AuM überschritten. Noch erfolgreicher sind sie beim Einsammeln von Wagniskapital: Betterment und Wealthfront sind jeweils mit über Hundert Millionen Euro finanziert und auf dem besten Wege, Unicorns mit Bewertungen jenseits der Milliarden zu werden. Ihr UK-Pendant Nutmeg ist inzwischen auch mit über 30 Millionen Euro finanziert.

In nicht-angelsächsischen Ländern sind die Robo-Advice-Startups weit weniger erfolgreich. Ihr verwaltetes Vermögen wächst langsamer und Investoren in Deutschland sind sehr viel zurückhaltender. Nur zwei oder drei Robo Advisors verwalten bereits Vermögen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich (offizielle Zahlen gibt es hier wenige). Für Neugründungen ist die Suche nach Startkapital schwierig. Einige Wagniskapital-Geber investieren, obwohl grundsätzlich auf Fintech konzentriert, gar nicht mehr in Online-Beratungsgeschäftsmodelle.

Die niedrigen Wachstumsraten speziell der deutschen Robo Advisors sind zu einem großen Teil der speziellen deutschen Mentalität geschuldet, bei der Geldanlage möglichst ein (vermeintliches) Nullrisiko einzugehen und sich von Aktien generell ganz fernzuhalten. Hier müssen Startups also doppelte Überzeugungsarbeit leisten: für die Kapitalmarkt-Anlage im Allgemeinen und automatisierte Web-Anlageberatung im Besonderen.

Die Zurückhaltung der Investoren ist nicht nur mit der mangelnden „Traction“ zu begründen. Verantwortlich dafür sind vor allem drei Geschäftsmodell-Gründe:

–        Robo Advisors nach den heute vorherrschenden Geschäftsmodellen sind sehr einfach zu kopieren. In den USA sind mit Schwab und Vanguard bereits zwei Anlage-Riesen mit Hunderten von Milliarden Anlagevermögen in den Robo-Advice-Markt eingestiegen und machen den „Original-Startups“ mit teils kostenlosen Angeboten zu schaffen.

–        Vom Erfolg der US-Vorreiter Wealthfront und Betterment inspiriert, erfreuen sich Online-Berater bei Gründern wesentlich größerer Beliebtheit als bei den potenziellen Kunden. In Deutschland sind je nach Kategorisierung und Zählung 10 bis 12 mit ähnlichen Robo-Advice-Geschäftsmodellen unterwegs. Ein Investor berichtete kürzlich, dass er in einem halben Jahr 40 weitere Pitchdecks auf dem Schreibtisch gehabt habe. Der einstmals blaue Robo-Advice-Ozean ist inzwischen ein roter geworden, in dem Fintechs nicht nur etablierte Banken jagen, sondern auch untereinander in einem Markt konkurrieren, der trotz allem noch eine Nische ist.

–        Wealthfront und Betterment bieten ihre Services für eine AuM-Fee von unter 0,3 Prozent an. Die deutschen Robo-Advice-Angebote liegen zwischen 0,3 und unter ein Prozent (Fußnote:  Schweizer  Studie). Langfristig werden sich die Gebühren für den Kunden zumindest für Basisdienstleistungen gegen Null bewegen. Für Robo Advisors bedeutet dies, sie benötigen mehre hundert Milliarden Euro oder Dollar an AuM, um ein langfristig rentables Unternehmen aufzubauen.  Bei einer Verwaltungsgebühr von 0,25 Prozent AuM benötigen Robo Advisors 400 Milliarden AuM, um nur die Milliarden-Umsatz-Grenze zu knacken (zum Vergleich: Das führende Fintech im Bereich Peer-to-Peer-Kredite Lending Club hat allein im 1. Quartal 2015 einen Umsatz von 81 Milliarden Dollar erzielt).

–        Das wird nur wenigen Startups gelingen; und zwar nur denen, die mit entsprechendem Kapital ausgestattet sind, um einen aggressiven Wachstumskurs zu fahren, oder denen, die bereits einen Zugang zu Kundengruppen haben. Deshalb entstehen gerade in Deutschland zurzeit einige Robo Advisors in den Umgebungen Family Offices, Vermögensverwalter und Banken. Für Investoren auf der Jagd nach Unicorns bedeutet dies, dass nicht klar ist, ob sich überhaupt unabhängige Robo Advisors durchsetzen. Zumindest in Deutschland gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Banken oder andere traditionelle Finanzdienstleister mit gefüllten Kassen und einfachem Kundenzugang die Oberhand behalten (wenn sie sich denn dazu entschließen können, mit einfachen, kostengünstigen und transparenten Angeboten sich selbst zu kannibalisieren).

Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Robo-Advice-Angebote eine der Anlageformen der Zukunft sind. In einigen Ländern in der näheren, in anderen in der ferneren Zukunft. Trotzdem ist das noch junge Geschäftsmodell schon unter Druck. Die Frage, die jetzt zu beantworten ist, lautet, wohin entwickelt sich das Robo Advising unter diesem Druck?

Robo Advisors sind Finanzdienstleister der nächsten Generation par excellence. Sie haben den Anspruch, Vermögensberater und -verwalter aus Fleisch und Blut zu ersetzen. Ihr grundsätzliches, individuell variiertes Kundenversprechen: durch die intelligente Automatisierung von Beratungsprozessen  Anlagestrategien für jedermann umsetzbar machen, die bisher nur Reichen bis Superreichen offenstanden; zu Kosten und ab Anlagesummen, die weit unter denen von Privatbanken oder Vermögensverwaltern liegen. Dabei greift der Begriff Robo Advice im Sinne von automatisierter Beratung eigentlich zu kurz: Zum Standardmodell des Robo-Advice-Startups gehört nicht nur die Beratung, sondern auch der Anlageprozess, der je nach technischer Reife ebenfalls mehr oder weniger automatisiert ist.

In Deutschland startete der erste Robo Advisor Yavalu in 2012. Bereits 2013 wurde Yavalu, der zunächst ein reiner Berater war, an FinanceScout 24 verkauft. 2013 starteten die Sutor Bank und Quirin Bank (Quirion) Robo-Advice-Angebote, 2014 folgten Vaamo, Easyfolio und Cashboard. Inzwischen ist der Markt unübersichtlich geworden und neue Robo Advisors poppen im Wochentakt hoch. Für alle diese Angebote gilt: Keines konnte den Erfolg der  Vorbilder aus den USA, wo das Robo Advising „erfunden“ wurde, nur annähernd wiederholen; weder gemessen am verwalteten Vermögen (Asset under Management = AuM) noch am  eingesammelten Risikokapital.

Weltweit gesehen befindet sich der Robo-Advice-Markt in einer widersprüchlichen Situation: Vor allem in den USA und in Großbritannien gelingt es den Fintech-Startups, viele Anleger zu überzeugen. Von den 14 Milliarden Dollar, die Robo Advisors Ende 2014 verwaltet haben, sind 87 Prozent in der Obhut von US-Startups. Die erfolgreichsten von ihnen, vor allem die US-Vorreiter Betterment und Wealthfront, haben die Milliarde AuM überschritten. Noch erfolgreicher sind sie beim Einsammeln von Wagniskapital: Betterment und Wealthfront sind jeweils mit über Hundert Millionen Euro finanziert und auf dem besten Wege, Unicorns mit Bewertungen jenseits der Milliarden zu werden. Ihr UK-Pendant Nutmeg ist inzwischen auch mit über 30 Millionen Euro finanziert.

In nicht-angelsächsischen Ländern sind die Robo-Advice-Startups weit weniger erfolgreich. Ihr verwaltetes Vermögen wächst langsamer und Investoren in Deutschland sind sehr viel zurückhaltender. Nur zwei oder drei Robo Advisors verwalten bereits Vermögen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich (offizielle Zahlen gibt es hier wenige). Für Neugründungen ist die Suche nach Startkapital schwierig. Einige Wagniskapital-Geber investieren, obwohl grundsätzlich auf Fintech konzentriert, gar nicht mehr in Online-Beratungsgeschäftsmodelle.

Die niedrigen Wachstumsraten speziell der deutschen Robo Advisors sind zu einem großen Teil der speziellen deutschen Mentalität geschuldet, bei der Geldanlage möglichst ein (vermeintliches) Nullrisiko einzugehen und sich von Aktien generell ganz fernzuhalten. Hier müssen Startups also doppelte Überzeugungsarbeit leisten: für die Kapitalmarkt-Anlage im Allgemeinen und automatisierte Web-Anlageberatung im Besonderen.

Die Zurückhaltung der Investoren ist nicht nur mit der mangelnden „Traction“ zu begründen. Verantwortlich dafür sind vor allem drei Geschäftsmodell-Gründe:

–        Robo Advisors nach den heute vorherrschenden Geschäftsmodellen sind sehr einfach zu kopieren. In den USA sind mit Schwab und Vanguard bereits zwei Anlage-Riesen mit Hunderten von Milliarden Anlagevermögen in den Robo-Advice-Markt eingestiegen und machen den „Original-Startups“ mit teils kostenlosen Angeboten zu schaffen.

–        Vom Erfolg der US-Vorreiter Wealthfront und Betterment inspiriert, erfreuen sich Online-Berater bei Gründern wesentlich größerer Beliebtheit als bei den potenziellen Kunden. In Deutschland sind je nach Kategorisierung und Zählung 10 bis 12 mit ähnlichen Robo-Advice-Geschäftsmodellen unterwegs. Ein Investor berichtete kürzlich, dass er in einem halben Jahr 40 weitere Pitchdecks auf dem Schreibtisch gehabt habe. Der einstmals blaue Robo-Advice-Ozean ist inzwischen ein roter geworden, in dem Fintechs nicht nur etablierte Banken jagen, sondern auch untereinander in einem Markt konkurrieren, der trotz allem noch eine Nische ist.

–        Wealthfront und Betterment bieten ihre Services für eine AuM-Fee von unter 0,3 Prozent an. Die deutschen Robo-Advice-Angebote liegen zwischen 0,3 und unter ein Prozent (Fußnote:  Schweizer  Studie). Langfristig werden sich die Gebühren für den Kunden zumindest für Basisdienstleistungen gegen Null bewegen. Für Robo Advisors bedeutet dies, sie benötigen mehre hundert Milliarden Euro oder Dollar an AuM, um ein langfristig rentables Unternehmen aufzubauen.  Bei einer Verwaltungsgebühr von 0,25 Prozent AuM benötigen Robo Advisors 400 Milliarden AuM, um nur die Milliarden-Umsatz-Grenze zu knacken (zum Vergleich: Das führende Fintech im Bereich Peer-to-Peer-Kredite Lending Club hat allein im 1. Quartal 2015 einen Umsatz von 81 Milliarden Dollar erzielt).

–        Das wird nur wenigen Startups gelingen; und zwar nur denen, die mit entsprechendem Kapital ausgestattet sind, um einen aggressiven Wachstumskurs zu fahren, oder denen, die bereits einen Zugang zu Kundengruppen haben. Deshalb entstehen gerade in Deutschland zurzeit einige Robo Advisors in den Umgebungen Family Offices, Vermögensverwalter und Banken. Für Investoren auf der Jagd nach Unicorns bedeutet dies, dass nicht klar ist, ob sich überhaupt unabhängige Robo Advisors durchsetzen. Zumindest in Deutschland gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Banken oder andere traditionelle Finanzdienstleister mit gefüllten Kassen und einfachem Kundenzugang die Oberhand behalten (wenn sie sich denn dazu entschließen können, mit einfachen, kostengünstigen und transparenten Angeboten sich selbst zu kannibalisieren).

Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass Robo-Advice-Angebote eine der Anlageformen der Zukunft sind. In einigen Ländern in der näheren, in anderen in der ferneren Zukunft. Trotzdem ist das noch junge Geschäftsmodell schon unter Druck. Die Frage, die jetzt zu beantworten ist, lautet, wohin entwickelt sich das Robo Advising unter diesem Druck?