Next-Finance-Wochen – Start-ups, Investoren, Banken und Corporates diskutieren die Zukunft der Branche

Dass Next Finance vorankommt, merkt man unter anderem an den sich drängenden Veranstaltungen. Innerhalb von zwei Wochen fanden das Start-up-Investoren-Treffen  Exec I/O Fintech, die Konferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ und das Fintech Forum DACH statt. Dazwischen schob sich noch der Start-up Bootcamp Pitchday, bei dem sich Next-Finance-Gründer um einen Platz im Londoner Start-up- Bootcamp präsentierten. Alle Events fanden in Frankfurt, nicht im Start-up-Mekka Berlin statt (zum Thema Ort mehr in einem nächsten Blogbeitrag).

Exec I/O Fintech – die Start-up-Community trifft sich

Den Auftakt der Next-Finance-Wochen machte die Exec I/O Fintech im Frankfurter Hilton

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Eröffnung der Exec I/O Fintech – Bild Jenny Egerer Fotografie

Airport Hotel (29. April). Knapp zweihundert Start-ups, Investoren und Corporates trafen sich hier in lockerer Atmosphäre, um in Vorträgen, in Investoren- und Start-up-Pitches oder in Foren und Workshops den Stand der Next-Finance-Dinge zu verhandeln.

Die Exec I/O Fintech kann für sich Anspruch nehmen, dass es ihr auf Anhieb gelungen ist, DAS Fintech-Community-Treffen zu lancieren. Ohne es statistisch belegen zu können, waren hier tatsächlich wohl die meisten aktiven Player auf diesem Spielfeld vor Ort. Entsprechend interessant und instruktiv waren die Beiträge der Vortrags- und Workshop-Tracks – die sich unter anderem wohltuend durch das völlige Fehlen von Dienstleister-Vorträgen auszeichneten.

Fazit: Wer wissen wollte, wo sich Next Finance zurzeit bewegt und die treffen wollte, die Next Finance bewegen, musste zu Exec I/O Fintech. Weitere Berichte zur Exec I/O

André Bajorat: Exec I/O – bitte mehr davon
Dirk Elsner: Fintech: Zarte Pflanzen im Mammutwald.

„Finanzdienstleister der nächsten Generation“  – Was tut sich draußen in der Next-Finance-Welt

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Finanzdienstleister älterer Generationen informieren sich über Finanzdienstleister der nächsten Generation.

Genau eine Woche später trafen sich auf Einladung des Frankfurt School Verlags
Finanzdienstleister der älteren und mittleren Generation in der Frankfurt School of Finance & Management, um über die Finanzdienstleister der nächsten Generation zu sprechen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war hier mindestens 10 Jahre höher, nicht zu reden vom Durchschnittsalter der Unternehmen.

Im Grunde ging es auf der Konferenz „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ darum, die etablierten Finanzunternehmen darüber zu informieren, was so los ist in der neuen Next-Finance-Welt und wie sie darauf reagieren können. Zumindest der erste Halbtag mit Vorträgen von Google, Otto (bzw. deren Next-Finance-Tochter Finovato) oder der Commerzbank erfüllten diesen Anspruch. Insgesamt litt die Veranstaltung jedoch daran, dass kaum Finanzdienstleister der nächsten Generation vor Ort waren. Die Teilnehmer blickten lediglich durch die Erfahrungsbrille ihrer Kollegen in den Großunternehmen auf die Next-Finance-Landschaft oder ließen sich von Dienstleistern erklären, wie sie am Besten damit umgehen.

Neben dem immer interessanten Beitrag von Google mit wertvollen Einsichten über den Umgang von Web-Nutzern mit Finanzthemen stachen die Vorträge der Otto-Tochter Finovato und der Commerzbank hervor. Finovato zeigte, wie nach dem Lean-Start-up-Modell in einem Nicht-Banken-Konzern neue Next-Finance-Geschäftsmodelle entstehen. Die Commerzbank erläuterte, wie steinig der Weg zu einem überzeugenden Web-Angebot sein kann und dass die Realisierung von Visionen auch daran hängt, ob man Antragsstrecken nutzerfreundlich hinbekommt.

Fintech Forum DACH – klein und anders

Das Fintech Forum DACH ähnelt vom Konzept her der exec I/O Fintech, fand jedoch mit wesentlich weniger Teilnehmern in einer privat-exklusiven Atmosphäre des Frankfurt Airportclub statt – das übrigens bereits zum zweiten Mal, insofern war man mit dieser Art des Start-up-Casting der Vorreiter in Deutschland.  Auch wenn man sich fragen muss, ob man diese Veranstaltung noch braucht, pitchten hier einige interessante, zum Teil sehr spezielle Start-ups, die man sonst nicht so auf dem Radar hatte, etwa Debitor, eine Art Ebay für den Verkauf von Forderungsportfolios, die Wir-Finanzierer, eine Plattform für den Verkauf von verbrieften Mittelstandsanleihen oder iPfand, ein Web-Pfandhaus. Allerdings waren hier auch einige Unternehmen am Start, bei denen man sich fragte, was machen die hier. Sie waren weder Start-ups, noch suchten sie Investoren. Neben den Pitches durfte man hier übrigens dem fundiertesten Roundtable aller drei Veranstaltungen folgen.

Weitere Berichte über das Fintech Forum DACH:

– Ralf Keuper: Bericht vom zweiten Fintech Forum DACH
– Boris Janek: 2. FINTECH FORUM DACH

 

Das Fazit der Next-Finance-Wochen:

Exec I/O Fintech und „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ sind zwei Veranstaltungen, die sich gut ergänzen, die eine als Treffen der Start-up-Communities, die andere als Treffpunkt für die etablierten Finanzunternehmen, die sich mit dem digitalen Wandel der Branchen auseinanderzusetzen haben. Allerdings muss letztere darauf achten, dass hier auch tatsächlich Fintechs am Start sind. Das Workshop-Programm ist zu dominiert von Dienstleistern, denen es letztendlich darum geht, Software und Services zu verkaufen.

Für die Next-Finance-Entwicklung insgesamt stimmt wohl das, was Ulrich Hegge von Comdirect in seiner Key-Note auf der Exec I/O Fintech bemerkte: Es tut sich eine Menge, aber ein wirklich disruptives neues Geschäftsmodell, das einen Markt schafft oder einen bestehenden komplett umkrempelt, ist nicht in Sicht. Die einzige Ausnahme könnten die Bitcoins werden, für die gerade eine komplette internationale Finanzinfrastruktur ganz ohne Banken entsteht.

Blendet man die noch nicht vorhersehbare Bitcoin-Entwicklung aus, knabbert Next Finance eher an verschiedenen Stellen der Finanzwertschöpfungskette und reißt sich kleinere Stücke unter den Nagel. Das ist zwar kein frontaler Großangriff auf die etablierten Unternehmen, aber es ist nicht undenkbar, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass eines Tages dann doch wesentliche Teile der Wertschöpfung den Banken entglitten sind. Auch ohne „Amazon- oder Apple-Revolution“ könnten die Banken deshalb in zehn Jahren ganz anders aussehen.

Übrigens geht der Fintech-Reigen in der Schweiz weiter: Dort findet am 21. Mai in Zürich die Finance 2.0 statt.

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