Technikgetriebene Geschäftsmodelle und Innovation für die Finanzindustrie – wer wissen möchte, wie und wo da der Stand der Dinge ist (oder die Leading Edge, im Business Speak), der muss zur Finovate. Die zweitägige Kongressmesse findet viermal im Jahr statt. Beginnend in London, reist sie über San Francisco und New York einmal um die halbe Welt bis nach Singapur.
Die bisher größte Finovate fand jüngst in San Francisco statt. Über 1.100 Teilnehmer waren angereist, um sich 72 Geschäftsmodelle und Innovationen von Startups und etablierten Unternehmen präsentieren zu lassen. Präsentieren à la Finovate heißt: Jedes Unternehmen hat exakt sieben Minuten Zeit, seine Entwicklung vorzustellen und zu demonstrieren. Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf der Demonstration, Powerpoint-Präsentationen sind ausdrücklich verboten.
Der Schwerpunkt der Finovate Spring in Kalifornien lag in den Bereichen Sicherheit, Authentifizierung und Payments. Es zeigten sich aber auch wieder eine ganze Reihe Unternehmen mit „echten“ Next-Finance-Angeboten, die sich an Endkunden richten. Die wichtigsten stellen wir hier vor:
TrustEgg bietet Soziales-Netzwerk-Sparen für Kinder. Die Idee: Bei TrustEgg können für Kinder Accounts angelegt werden, die mit Eltern, Verwandten, Freunden etc. vernetzt werden können. Das Netzwerk lässt bis zum 18. Geburtstag Geld in den Account fließen, das Trustegg in einem Fonds anlegt. Im Account kann hübsch visualisiert beobachtet und analysiert werden, wie sich das Vermögen nach und nach mit der Marktentwicklung und den Geldzuflüssen des Netzwerks entwickelt.
Das Thema Vermögensberatung und -verwaltung adressiert der Jemstep Portfolio Manager. Nach einem Risiko-Ziel-Profiling schlägt er dem Nutzer nach der modernen Portfoliotheorie gebaute Portfolios vor. Als Alleinstellung gegenüber ähnlichen Angeboten, von denen es in den USA schon einige (in Deutschland außer die gerade aufgekauften Yavalu keine) gibt, beschreibt Jemstep auch, wie man von einem existierenden Portfolio zum vorgeschlagenen kommt. Der Portfolio-Manager schlägt vor, wann was aus dem bestehenden Portfolio zu verkaufen ist und wann welche Fonds aus dem Vorschlagportfolio zu kaufen sind.
Mit GoodApril können User die Entwicklung ihrer Steuerlast über das Jahr verfolgen und erhalten Vorschläge für Maßnahmen, um diese zu senken.
FlexScore soll den finanziellen Planungsprozess „gamifizieren“. Umgesetzt wird dies durch einen Algorithmus, der anhand von 14 Kriterien ein Scoring für die aktuelle finanzielle „Gesundheit“ des Users errechnet. FlexScore unterbreitet dann auf dieser Basis Vorschläge, wie das Scoring verbessert werden kann.
Die Movebank vereint Personal-Finance-Management-Funktionen mit „echten“ Bank-Services und bietet sich damit als Bankalternative an. Auf einem ähnlichen Pfad ist die GoBank. Sie bietet das komplette Bank-Service-Spektrum mobil an.
Wissenschaftlich-technisch beeindruckten die zwei Künstliche-Intelligenz-Lösungen Yesop und Narrative Science: Beide generieren aus (Finanz-) Daten saubere, lesbare Texte. Da sie auch mit Synonymen und Formulierungsvarianten arbeiten, sind ihre Reports nicht einmal langweilig zu lesen.
Deutsche waren in San Francisco kaum präsent. Das war in London auf der Finovate Europe anders: Dort waren sie sowohl unter den präsentierenden Unternehmen als auch unter Teilnehmern sichtbar vertreten.